Schritt 3: Netzwerkaufbau und Verstetigung

Einführung

Für den langfristigen Erfolg eines Transfer-Hubs im ländlichen Raum sind die Themen Netzwerkarbeit und Verstetigung zentrale Faktoren. Unsere Interviewstudie mit Transfer-Hubs im ländlichen Raum hat gezeigt, dass sich die große Mehrheit von Transfer-Hubs über Drittmittel finanziert und vor der großen Herausforderung steht, die Finanzierung der Initiative über die Projektlaufzeit hinaus zu sichern. Best Practices, wie dies gelingen kann, gibt es kaum. Vielmehr bieten sich je nach Art und Ausrichtung des Hubs verschiedene Möglichkeiten, von der Einwerbung weiterer Drittmittel, über Partnering/Sponsoring bis hin zu Mitglieds- und Nutzungsgebühren. Wichtig ist vor diesem Hintergrund, dass bereits frühzeitig Verstetigungsansätze entwickelt werden, auch um die Personalfluktuation zu verringern.

Nur wenn sich eine Hub-Initiative erfolgreich in der Region etabliert, kann sie langfristig eine positive Wirkung in der Region entfalten. Unabhängig von der Art der Finanzierung zeigen unsere Interviewergebnisse, dass für eine Etablierung von Hub-Initiativen vor allem folgende Punkte ausschlaggebend sind:

  • Aufbau eines tragfähigen Netzwerkes innerhalb (und außerhalb) der Region
  • Bekanntmachung des Hubs/Erzeugung von Sichtbarkeit
  • Aufbau und Erhalt von Vertrauen/Akzeptanz

Nur wenn dies gelingt, können Nutzende für die Hub-Angebote sowie relevante Akteure für eine Zusammenarbeit gewonnen werden. Wie dies im Rahmen des Projekts Innovationsraum.Land realisiert wurde, zeigt der folgende Abschnitt.

Unser Vorgehen
Netzwerkaufbau

Wichtig beim Aufbau eines tragfähigen Netzwerks ist der Einbezug von Akteuren aus allen vier Bereichen der Quadruple Helix (Carayannis und Campbell 2009), das heißt aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, da jeder dieser Bereiche einen wichtigen Beitrag leisten kann zur Zielerreichung eines Hubs (als regionale Multipartnerkooperation, die Zugang zu neuestem Wissen, Fachkenntnissen und Technologien bieten, um die Entwicklung und Umsetzung von Innovationen zu fördern).

Die folgende Abbildung zeigt am Beispiel der LANDFABRIK®, welche Akteursgruppen dies umfasst und welchen Beitrag sie zur Erreichung der Mission »Gutes Leben & Arbeiten« auf dem Land leisten können.

Events

Im Projekt Innovationsraum.Land wurden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt, um das Netzwerk der Landfabrik GmbH auf- und auszubauen. Den Anfang machte eine Kick-off-Veranstaltung mit ca. 50 regionalen Akteuren aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft, gefolgt von vielen weiteren Veranstaltungen, zu denen diese Akteure eingeladen wurden (siehe Schritt 2). Auf diesem Weg konnten viele hilfreiche Kontakte geknüpft und vertieft werden. Es entstanden Kooperationen und Projekte, die auch über die erste Förderphase hinaus Bestand haben und positive Wirkung in die Region entfalten.

MultiplikatorInnen

Vor allem der Kontakt zu MultiplikatorInnen in der Region erwies sich als überaus hilfreich. Gute Kontakte zum Bildungsbüro des Rhein-Sieg-Kreises ermöglichten zum Beispiel die Kontaktaufnahme mit regionalen Schulen, die ohne diese Mittlerposition ungleich schwerer gewesen wäre. Ebenso wichtig für die Durchführung und Akzeptanz des Projekts in der Region war die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Gemeinde Windeck, des Landkreises Rhein-Sieg und der Regionale 2025. Besondere Bedeutung haben darüber hinaus die Unternehmen der Region, die als Teilnehmende, Feedbackgebende und aktive GestalterInnen großen Anteil am Erfolg der entwickelten Formate hatten.

Wissenschaft meets LANDFABRIK®

Zur Gewinnung von Akteuren, die im Netzwerk bisher nicht oder zu wenig vertreten sind, empfiehlt sich die direkte Ansprache dieser Zielgruppe. Im Projekt Innovationsraum.Land war dies die Gruppe der wissenschaftlichen Partner aus der Region. Um hier Kontakte zu knüpfen und Kooperationen anzustoßen, wurde das Format »Wissenschaft meets LANDFABRIK®« entwickelt und im Frühjahr 2024 durchgeführt. Eingeladen wurden wissenschaftliche Akteure aus verschiedenen Hochschulen in und nahe der Projektregion, wobei sowohl inhaltlich zu den Kernthemen der Landfabrik GmbH passende Akteure als auch Verantwortliche für Transfer und Innovation eingeladen wurden. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Kernthemen diskutiert und Anknüpfungspunkte identifiziert, die zukünftig weiter vertieft und ausgebaut werden sollen.

Verstetigung in der Region

Öffentlichkeitsarbeit

Regelmäßige Veranstaltungen in der LANDFABRIK® dienten auch dazu, die Öffentlichkeit über die Aktivitäten und Angebote des Hubs zu informieren. Im Rahmen unseres Projekts hat sich gezeigt, dass es hierfür nützlich sein kann, sich an regionale Aktivitäten und Veranstaltungen anzuschließen. In unserem Projekt profitierte beispielsweise die Zukunftsausstellung »Leben, Wohnen, Arbeiten auf dem Land« davon, dass sie örtlich und zeitlich an ein Schulfest der Gemeinde Windeck angeschlossen und somit eine große Anzahl an BürgerInnen für die Ausstellung gewonnen werden konnte. Dies erzeugte nicht nur Interesse für das Projekt und damit verbundene Aktivitäten, sondern auch eine höhere Beteiligung an nachfolgenden Formaten.

Beteiligung regionaler Akteure

Der Einbezug regionaler Akteure in die Entwicklung neuer Formate sowie neuer Lösungen für die Region war ebenfalls ein zentraler Erfolgsfaktor. So konnte Vertrauen und Akzeptanz für die Hub-Initiative aufgebaut und anfängliche Vorbehalte abgebaut werden. Vor allem die Bedarfserhebungen zu Beginn des Projekts waren wichtig, um die Wünsche und Bedarfe regionaler Akteure zu identifizieren und die Aktivitäten des Hubs darauf auszurichten (siehe Schritt 1).

Raum schaffen und nutzen

Mit der Fabrik für Zukünfte wurde in der Region ein Raum geschaffen, der nicht nur für Aktivitäten der LANDFABRIK® als Hub genutzt werden kann, sondern auch als Raum für externe Veranstaltungen zur Verfügung steht. So fanden hier bereits Veranstaltungen des zdi-Netzwerks Rhein-Sieg und weiterer Kooperationspartner statt. Zudem wurde der Raum in Kooperation mit dem Robotikunternehmen Yaskawa zu einer Robotik-Werkstatt weiterentwickelt, die sowohl Schulen als auch Unternehmen der Region die Möglichkeit zum Erleben neuer Technologien und zum gemeinsamen Lernen bietet.

Learnings & Handlungsempfehlungen

  • Flexibilität mit Blick auf Angebote und Ausrichtung muss erhalten bleiben
  • ein physischer Begegnungsort ist hilfreich (Erlebbarkeit)
  • Netzwerkaufbau bedeutet auch Vertrauensarbeit
  • Formate brauchen Regelmäßigkeit